Das Wissen der Tugend der Mäßigung
Am Freitag ist Teil 4 der Tugendserie in dem Podcast „Der Weg der Stoa“, den Anne Gehrmann und ich betreiben veröffentlich worden. Diese Episode beschäftigt sich mit der Tugend der Mäßigung, welche im Griechischen Sophrosyne heißt. Letzteres bedeutet wörtlich „starken oder festen Geistes“ zu sein. Hiermit ist allerdings nicht Starrsinn und auch nicht Unbelehrbarkeit gemeint. Es geht viel mehr darum, dass mein Geist zu jedem Zeitpunkt in der Lage ist, im Umgang mit meinen eigenen Impulsen dem Prinzip der Vernunft zu folgen. Eine Fähigkeit, welche im Kontext vieler gesellschaftlicher Diskussionen schmerzlich fehlt. Die Mäßigung ist von den vier ethischen Tugenden sicherlich die am wenigsten populäre. Praktische Weisheit, Mut und Gerechtigkeit stehen da gesellschaftlich deutlich höher im Kurs. Vielleicht ist es aber gerade die Mäßigung, welche uns in unseren Zeiten in ihrer antiken Konzeption helfen könnte. Wer möchte, kann diese Episode hier finden:
Zum Einsatz der Mäßigung in der Führung habe ich in meinem Buch „Der Weg der Stoa in der Führung“ einige Gedanken formuliert. Wer daran Interesse hat, findet weitere Infos zum Buch an dieser Stelle:
Das Buch ist im Oktober 2024 im Redline Verlag veröffentlich worden.
Die Mäßigung ist ein zentrales Element in der antiken Philosophie der Stoa. Sie hilft Führungskräften, in herausfordernden Situationen ruhig und besonnen zu bleiben. In dem Buch „Der Weg der Stoa in der Führung“ werden praktische Anwendungen dieser Tugend aufgezeigt. Es ist faszinierend, wie zeitlos diese Ideen sind. Wie kann Mäßigung konkret im modernen Führungsalltag umgesetzt werden?
Die Tugend der Mäßigung kann uns z. B. Nach dem Tugendkatalog von Chrysipp ganz konkrete Anregungen in einer gegebenen Situation geben. So können wir uns fragen, ob wir eine Situation noch überblicken und unsere Reaktion zeitlich ordnen und steuern können (Ordnungsfähigkeit). Dies wäre z. B. Der Fall, wenn in einem Team ein Vorfall passiert ist und eine Führungskraft den Impuls habt, im Teammeeting dies sofort zu sanktionieren, obwohl sie noch gar nicht genau weiß wie die Dinge abgelaufen sind und sie keine Gespräche mit den beteiligten Personen geführt habt. Hier würde der Weg der Mäßigung so aussehen, dass wir diese Schritte zunächst gehen, bevor wir dann ein Urteil fällen und aktiv werden. Was dann die Reaktion der Führungskraft angeht, so spielt z. B. Auch der Aspekt der Angemessenheit in der Reaktion eine große Rolle. Schießt die Reaktion über ihr Ziel hinaus? Dann könnte auch die Frage relevant sein, ob eine Intervention einer Führungskraft eventuell nicht beachtet, dass eine öffentliche Maßregelung eine andere Person in ihrer Stellung im Teamgefüge nachhaltig verletzen bzw. Beschädigen würde. Auch hier würde uns die Mäßigung zur Achtsamkeit raten. Zuletzt würde die Mäßigung einer Führungskraft noch den Hinweis geben, dass sie ihre eigene Beteiligung an dieser Situation im Blick behalten sollte, insbesondere wenn diese Beteiligung emotionaler Natur ist. Hier ist es wichtig, ein gewisses Maß an
Selbstkontrolle auszuüben, um der Situation gerecht werden zu können. Wichtig ist in jeder Situation aber auch immer die anderen Tugenden zu Rate zu ziehen.
Interessanter Text! Die stoische Philosophie und besonders die Idee der Mäßigung sind heute genauso relevant wie in der Antike. Besonders beeindruckend finde ich, wie diese Grundsätze helfen können, in stressigen Führungssituationen einen klaren Kopf zu behalten. Gibt es denn konkrete Beispiele oder Übungen aus Ihrem Buch, die zeigen, wie man Mäßigung im Arbeitsalltag trainieren kann?
Frage: Würden Sie sagen, dass Mäßigung in der modernen Führung eher unterbewertet ist oder nehmen Unternehmen diese Tugend schon bewusst in ihre Führungskultur auf?
Die Mäßigung ist eine Tugend, die in der heutigen hektischen Welt oft vernachlässigt wird. Es ist beeindruckend, wie die antike Philosophie der Stoa noch immer relevante Lösungen bietet. Die praktischen Anwendungen im Buch scheinen wertvolle Einblicke zu geben. Wie können wir diese Prinzipien in unseren Alltag integrieren, um effektiver zu führen?