In dieser Episode steht der Praxischarakter der stoischen Lebensphilosophie im Vordergrund. Es geht dabei um eine Übung zur stoischen Reflexion zur Vergebung. Vergebung hier verstanden als die Bereitschaft sich selbst zu vergeben. Diese Episode schließt an Episode 41 an, welche sich bereits mit dem Umgang mit eigenen Fehlern beschäftigte. Sie schließt in ihrem Charakter auch an die Episoden 43 und 45 an, in denen wir bereits stoische Reflexionen für den Morgen und den Abend vorgestellt haben. Die Reflexion in dieser Episode ist im Gegensatz zu den anderen beiden keine Reflexion für jeden Tag. Sie ist eher für Momente gedacht, in denen man an seinem eigenen Menschsein, an seinem eigenen ICH verzweifelt und einen stoischen Anstoss gut gebrauchen kann. Gebt uns gerne Feedback, wie Ihr den Text findet und ob er für Euch eine Wirksamkeit entfaltet.

Die Episode findet sich hier:

Apple

Spotify

Mp3

 

Text der stoischen Reflexion zur Vergebung (Stand: 24.06.2025):

(Zur Versöhnung mit dem eigenen Menschsein)

Stoische Reflexion zur Vergebung (Zur Versöhnung mit dem eigenen Menschsein)

Ich habe gefehlt nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal,

im Denken, im Reden, im Handeln, aus Unwissenheit, aus Schwäche, weil ich mich getäuscht habe.

Ich blicke nicht weg. Ich schaue hin.

Nicht mit Härte, sondern mit Mut.

Denn das Fehlbare in mir ist nicht das Ende sondern der Anfang der Erkenntnis.

Ich bin nicht perfekt. Ich bin auf dem Weg.

Was habe ich getan? Wem habe ich geschadet bewusst oder unbewusst? Woran bin ich vorbeigegangen, wo hätte ich wirken sollen?

Ich frage nicht, um mich zu verurteilen. Ich frage, um zu verstehen.

Denn Verständnis ist der erste Schritt zum Wachstum.

Ich nehme Verantwortung an ohne Flucht, ohne Ausrede, ohne Selbsthass.

Die Vernunft lehrt mich: Fehler sind nicht Schande sie sind Schule

Wenn ich mich im Urteil über mich selbst verhärte, verkenne ich die Natur des Menschen.

Wenn ich mich verleugne, verliere ich die Möglichkeit zum Wandel.

Möge ich mir vergeben, nicht aus Bequemlichkeit – sondern aus Ehrlichkeit und aus der Einsicht, dass ich das Vergangene nicht mehr ändern kann.

Ich bin Teil des Kosmos und im Netz seiner Wirkungen habe ich die Freiheit zu verändern, was in meiner Macht steht. Nicht mehr und nicht weniger.

So frage ich nach dem, was ich jetzt tun kann, wo ich jetzt Veränderung bewirken kann.

Wohl wissend, wer ich war und was ich getan habe.

Möge mir Änderung gelingen Möge ich erkennen, was der jetzige Moment benötigt, was mein Gegenüber braucht, was mir gelingen kann.

Nicht, um makellos zu werden, sondern, um den Weg der Tugend weiterzugehen.

Möge ich nicht gefangen bleiben in Schuld und Selbstverwerfung Denn so kann ich nicht wirken, sondern lernen, zu wachsen aus der Tiefe meiner Einsicht.

Ich vergebe mir nicht, weil es leicht ist, sondern, weil es notwendig ist.

Denn wer sich selbst nicht vergibt, bleibt stehen.

Wer sich aber vergibt geht weiter, schrittweise, achtsam, bereit, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Möge ich mich erinnern:

Ich bin fehlbar doch fähig zu Lernen.

Ich habe geirrt doch bin ich nicht verloren, denn ich bin der, der ich bin, Aber ich kann der werden, der ich sein möchte.

Es braucht keine Reue und es gibt keine Schuld, es sei denn ich vergesse, dass ich jeden Tag mit einem Schritt wachsen kann, Einem Schritt, der mich in Richtung der Homologia bringt.

 

Autor: Alexander Zock